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 Das Konzept von Style Sheets 

Ein Style Sheet legt fest, wie ein Dokument auf einem bestimmten Ausgabemedium darzustellen ist. Man könnte Style Sheet mit Format- oder Dokumentvorlage übersetzen bzw. umschreiben. Formatvorlagen werden in verschiedenen Textverarbeitungsprogrammen genutzt, können aber meist nur von den Programmen interpretiert werden, in denen sie erstellt wurden. Bei diesen Dokumentformaten und -vorlagen handelt es sich um proprietäre Lösungen, denen keine allgemein zugängliche, offene Standards zugrunde liegen. Probleme ergeben sich häufig, wenn ein Datenaustausch zwischen verschiedenen Computersystemen oder über Sprachgrenzen hinweg erfolgen soll aber auch dann, wenn verschiedene Versionen des gleichen Textverarbeitungsprogramms unterschiedliche Datenformate etc. verwenden. In einer vernetzten (Rechner-) Welt sind solche Lösungen unbrauchbar.
Bei der Entwicklung von Standards für Style Sheets durch das W3C stehen daher Hersteller- und Plattformunabhängigkeit im Vordergrund. Außerdem ist Einfachheit und Lesbarkeit ein wichtiges Ziel beim Design einer Style Sheet Sprache. Es werden also keine kryptischen Zeichenkombinationen als Formatierungsbefehle verwendet, sondern aussagegkäftige Schlüsselwörter. Das kann sich dann vorteilhaft auswirken, wenn Style Sheets in andere Formatierungssprachen konvertiert werden sollen.

Das Grundkonzept von Style Sheets beruht auf der Trennung von Inhalt und Darstellung elektronisch gespeicherter (Hyper-) Textdokumente. D.h. ein Dokument enthält im eigentlichen Text nur Markierungszeichen (Markup), die den Text logisch strukturieren. Eine logische Struktur wäre z.B. eine Einteilung in Kapitel mit Überschriften, Absätzen usw. Davon getrennt erfolgen Angaben, wie z.B. die Schriftgröße und -Farbe von Überschriften. Ersteres ist die Aufgabe von HTML bzw. XML, letzteres die von Style Sheets.
Die (weitgehende) Trennung von Inhalt und Darstellung ist wohl u.a. auch eine Reaktion auf eine um sich greifende Auswucherung von HTML Elementen. Im steten Konkurrenzkampf um den tollsten Browser wurden so lustige HTML Elemente wie z.B. BLINK oder MARQUEE eingeführt. Diese sehen zwar hübsch aus, blähen aber den Dokumenttext unnötig auf. Vor allem aber machen sie eine intelligente Suche nach Stichworten praktisch unmöglich.
Style Sheets bieten dagegen eine Reihe von Vorteilen und eröffnen ganz neue Möglichkeiten:

kompakterer Code:
Formatangaben für gleichartige Elemente innerhalb eines Dokuments müssen nur einmal angegeben werden; Elemente, die lediglich der Formatierung dienen wie z.B. FONT oder CENTER entfallen.

bessere Wartbarkeit:
Änderungen müssen nur an einer Stelle (im Dokumentkopf bzw. in einer Style Sheet Datei) vorgenommen werden; aufwändiges Suchen von im Dokument verstreuten Formatierungsbefehlen entfällt.

mehrfache Verwendung:
Ein Style Sheet muß nur einmal definiert werden und kann für zusammengehörige Dokumente mehrfach verwendet werden; ein einheitliches Layout wird damit sehr leicht erreicht.

Modularität:
Ein Layout kann durch Kombination mehrere Style Sheet Module aufgebaut werden.
Eine weitere Möglichkeit ist, Style Sheet Module für verschiedene Ausgabemedien zu erstellen.

Kaskadierung:
Der Leser kann Style Vorgaben des Autors überschreiben und die Darstellung seinen Bedürfnissen anpassen.
In der Summe erweisen sich Style Sheets als flexibler und haben den angenehmen Nebeneffekt, dass die zu transportiernde Datenmenge z.T. erheblich geringer ausfällt.

Was Style Sheets nicht können (sollen)

Immer wieder wird die Erwartung gehegt, dass eine einmal gelayoutete Web Seite doch bitte immer und überall möglichst Pixel für Pixel genau so aussehen soll, wie auf dem System auf dem sie erstellt wurde. Diesem Wunsch liegen mehrere Mißverständnisse zugrunde.
Erstens ist im Gegensatz zu z.B. einer gedruckten Information jede Darstellung elektronisch gespeicherter und verbreiteter Information grundsätzlich unabhängig von irgendwelchen Formaten. Im Internet gibt es eine Vielzahl von Bildschirmformaten, Betriebssystemen und Rechnerhardware. Noch viel größer ist die Zahl der Kombinationsmöglichkeiten. Nicht nur das - in Zukunft werden noch viele weitere Systeme hinzukommen. Diese Systeme werden immer anders ausgestattet sein, ja sie sollen es sogar, da sie ja gerade für unterschiedliche Zwecke entwickelt wurden (ein Desktop lässt sich nur schwer in der Jackentasche unterbringen). Diese systembedingten Unterschiede können auch Style Sheets nicht ausräumen.
Zweitens wird vorausgesetzt, dass ein identisches Layout vom Leser erwünscht ist. Das dies nicht immer der Fall sein kann wird spätestens dann offensichtlich, wenn man sich klar macht, dass das Sehvermögen unter den Zeitgenossen nicht gleich gut ist. Was nützt ein schönes Layout, wenn die Schrift für einen Leser unleserlich klein ist? Völlig abgesehen von derartigen Behinderungen gibt es aber auch andere Gründe für den Wunsch eines individuellen Layouts: Selbst wenn der Leser über das gleiche System verfügt, kann er immer noch andere, ihm genehme Systemeinstellungen vorgenommen haben. Wenn z.B. ein Layout auf einem 17" Monitor bei einer Auflösung von 1024x768 Pixel "getestet" wurde, kann es bei einer Auflösung von 800x600 Pixel notwendig werden, horizontal und vertikal zu scrollen, um einen Text lesen zu können. Wer schon einmal einen längeren Text auf diese Weise konsumiert hat, weiß was das bedeutet.

Was Style Sheets leisten

Eine Folge der zunehmenden Digitalisierung ist die möglich gewordene Vernetzung unterschiedlichster Systeme. Style Sheets müssen dieser Vielfalt von Systemen Rechnung tragen. Besonders mit der Empfehlung Cascading Style Sheets level 2 wurde ein Schritt in diese Richtung getan. So sieht CSS2 die Sprachausgabe von Dokumenten vor. Außerdem werden verschiedene Ausgabemedien berücksichtigt, für welche spezielle, den Besonderheiten dieser Medien angepasste Style Sheets erstellt werden können. Manches eilt den derzeitigen Möglichkeiten voraus und klingt noch ein wenig nach Science Fiction, aber es macht die Richtung zukünftiger Entwicklungen deutlich.

Die Vielfalt der Systeme verlangt dem Web Designer einiges ab, wenn er sich wirklich auf diese Situation einlassen will. Er muß sich, besonders wenn er bislang mit Textverarbeitungs- oder DTP - Systemen gearbeitet hat, auf andere Bedingungen einstellen. Er kann sich nicht auf ein feststehendes Format berufen, sondern er muß in Regeln denken - und zwar in Style Sheet Regeln.
Style Sheets beruhen auf Regeln, die die notwendige Flexibiliät aufweisen, um Layouts an individuelle Randbedingungen anzupassen. Außerdem lassen sie gelegentlich auch gewisse Interpretationsspielräume offen. Diese Regeln muß man beherrschen, wenn man nicht nur das gewünschte Layout in einem bestimmten Format erreichen, sondern auch sicherstellen will, dass sich Verschiebungen bei geänderten Ausgabemaßen nicht zu unvorteilhaft auswirken.

Und schließlich muß sich der Web Designer damit abfinden, dass letzlich der Leser entscheidet, mit welchem Medium Web Seiten konsumiert werden. Die Cascading Style Sheets stärken gerade die Stellung des Lesers. Er ist nicht mehr gezwungen, das Layout so hinzunehmen wie es ihm angeboten wird, er kann die Formatierungseinstellungen des Erstellers teilweise oder ganz durch seine eigenen ersetzen. Damit werden die Möglichkeiten elektronischer Medien konsequent genutzt. Es ist schließlich im Interesse des Lesers, dass er entscheiden kann, was für ihn, unter den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln günstig ist.


   
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©  1998-2002 Reinhard Jäger